Stellst Du Dir eine russische Bar mitten in Sibirien vor, siehst Du vor Deinem inneren Auge sicherlich wilde, bärtige Männer mit Bärenfellkappen, dicken Pelzjacken und einer Flinte in der Hand den Kasatschok tanzen: "Kalinka, Kalinka, Kalinka…". Dabei fließt Wodka in Strömen, gleichzeitig werden Hammer und Sichel hochgehalten und es wird lauthals aus Lenins Manifest zitiert! Soweit das Klischee.
Spätestens seit Wladimir Kaminers Buch Russendisko hat die sowjetische Kultur auch hierzulande Einzug gehalten und unterhält die etwas weniger trinkfesten Germanen mit russischen Partys, slawischer Musik und sowjetischen Spezialitäten. Russische Platzhirsche in Köln sind die beiden "Hotelux"-Läden an zwei verschiedenen Adressen: Die ostalgisch-schummrige Bar am Rathenauplatz und das dazugehörige Restaurant in Deutz. Im Keller des Restaurants eröffnete nun vor nicht allzu langer Zeit der "Proletarierclub" seine kommunistischen Pforten.
Hier findet der geneigte Proletarier nach einem harten Arbeitstag in der Kolchose neben einem umfangreichen Getränkeangebot unter dem Label Tapiroschki außergewöhnliche Gaumenfreuden: Kleine schmack- und nahrhafte Häppchen, die den Genießer kreuz und quer durch die sowjetische Küche führen. Hier nur zwei Beispiele aus der reichhaltigen Karte: Suluguni – Georgischer Käse, leicht angebraten, auf einer säuerlichen Granatapfelsauce – mit Rotwein – Schalotten und Kräuter (3,90 €) oder Kaviar der Armen – Feines Muß von Auberginen, Tomaten, Paprika und Knoblauch (4,50 €).
Auf der Getränkekarte finden sich neben dem russischen Nationalgetränk Wodka (über 28 Sorten!) auch zahlreiche außergewöhnliche Sowjetskij-Cocktails. Der Name ist hier Programm wie etwa KGB (Keiner geht Breiter, 7,90 €), Moskauer Nebel (Wodka, Ginger Ale, Bitter Lemon und ein Spritzer Lime Juice, 5,60 €) oder Sputnik (Wodka, Wassermelonensirup, Zitronensaft, Tonic Water, 5,60 €).
Das alles kannst Du zusammen mit anderen Genossen bei gedämpftem roten Licht und plüschigen Samtvorhängen zwischen roten Wänden verköstigen und dabei den harten Tag auf dem Kartoffelfeld Revue passieren lassen! Nur beim Bezahlen ist dann mit dem real zelebrierten Kommunismus Schluss: Statt Rubel oder Tauschhandel werden hier nur knallharte Euro akzeptiert, die Du auch gerne mit einem kapitalistischen Job erwirtschaften darfst. In diesem Sinne wünscht das Goldstück: "Nastrowje!"
mik
Geöffnet Freitag und Samstag 18 bis 3 Uhr, Sonntag 11 bis 1 Uhr, Montag bis Donnerstag 18 bis 1 Uhr
Hotelux – Proletarierclub
Von-Sandt-Platz 10
50679 Köln-Deutz
Fon 0221/2411 36
www.hotelux.de