In den 70er Jahren waren die meisten Mütter wahrscheinlich heilfroh, dem Sonntagskleid-Terror, dem „Mach Dich nicht schmutzig“, kratzigen Strumpfhosen und Schürzen über dem Rock endlich entgangen zu sein. Deshalb war es nur normal, Mädchen in Jeans und Latzhosen zu stecken, sie waren ja unendlich praktisch und für viele sicher wie ein Stück Freiheit. Ich hingegen war 4 oder 5 Jahre alt und habe sie gehasst: alles, was ich wollte, waren Röcke und Kleider. Ich erinnere mich nur zu gut, wie ich meiner Mutter häufig erklärte „wenn ich groß bin, dann ziehe ich immer ein Kleid an – wann ich will!“
Was soll ich sagen: genau so ist es gekommen – ich trage Kleider: eigentlich immer, egal ob im Sommer oder Winter, egal ob im Büro oder zu einem festlichen Anlass – lang, kurz, bunt, schwarz: ich finde sie wahnsinnig praktisch, da man sich nur für ein Teil entscheiden muss, sie funktionieren mit Stiefeln, mit Pumps, mit Sandalen und mit Ballerinas. Wenn ich mal Hosen trage, dann sind es gut sitzende Jeans (siehe mein Plädoyer für die Pedal Pusher von Closed) mit Blusen, T-Shirts und schönen Jacken.
Turnschuhe, Ugg-Boots oder ähnliches sucht man in meinem Kleiderschrank vergebens, ebenso wie Jogging-Hosen, Hoodies oder Hausschuhe – will ich es gemütlich haben, ziehe ich ein Jersey-Kleid oder im Winter ein Cashmere-Wickelkleid an, das ist für mich der pure Luxus.
Ich wäre am liebsten in die frühen Mad Men Staffeln hineingeboren, als die Röcke bis zum Knie gingen und Shape-Wear alles schön in Szene setzte. Entsprechend kaufe ich meine Kleider: natürlich gibt es jede Saison etwas Neues, aber ich nehme nur das, was mir wirklich steht, was meine kurvige Größe 38 ordentlich darstellt, und wovon ich glaube, dass ich es im nächsten Jahr auch noch mag. Habe ich mich jetzt als totale Spießerin geoutet? Was soll´s – ich stehe dazu, denn ich fühle mich in meinem stets recht angezogenen Zustand pudelwohl und habe den Vorteil, dass ich meine Kleider über lange Zeiträume immer wieder anziehe. Glücklicherweise rutschte ich nach meinen beiden Schwangerschaften, obwohl ich ab dem 8. Monat ungefähr so aussah wie eine schwedische Prinzessin auf der Hochzeit ihres Bruders, wieder relativ unkompliziert in meine alte Größe zurück, so dass ich einige Lieblingsteile, wie die sensationellen Blusenkleider von Clemens en August nun schon seit 8 oder 9 Jahren trage.
Da ich einen Haufen toller Kleider im Schrank habe, habe ich beschlossen, an dieser Stelle meine liebsten Stücke vorzustellen – als zeitlose Inspiration sozusagen.
Den Anfang macht heute der definitiv beste Kauf des Frühlings, ein leichtes Schurwolle-Kleid von COS. Es ist dunkelblau, mit V-Neck und Reißverschluss und ist für die übliche Schnittführung der Schweden überraschend figurbetont. Ich habe selten ein unkomplizierteres Kleid besessen: selbst wenn ich den Tag mit einem Flug begann und dann mehrere Termine absolvierte, saß es abends immer noch perfekt und knitterfrei.
Heute habe ich es für Euch mit einem neuen Hermès-Tuch (Muttertagsgeschenk meiner lieben Drei), Lackpumps von Hermès (die ich schon ewig besitze) und den neuen Invisible Tights von ITEM m6 kombiniert. Ein Wort zu Strumpfhosen: natürlich habe auch ich die Kommentare sämtlicher Moderedakteurinnen und Fashion-Blogger zum Thema hautfarbene Strümpfe gelesen und weiß, dass sie total verpönt sind. Aber let´s face it: ich bin 40 Jahre alt, ich habe zwei Kinder, und meine Beine werden mit der Zeit sicher nicht schöner. Ich bin (sicher auch durch Infiltration meines Vaters, seines Zeichens Sportmediziner) ein großer Fan von Strümpfen mit stützendem Effekt, die Beine sind am Abend einfach viel weniger schwer, und das wiederum kommt den Venen sehr zugute. Für mich ist ein toller Aspekt des Winters, dass man unter dem Kleid einfach Strümpfe mit Kompression tragen kann, ohne dessen viel Aufhebens zu machen. Und nun kommen also diesen Sommer die Invisible Tights ums Eck, und was soll ich sagen: mit 15 Den sind sie wirklich fast unsichtbar, sie formen, sie stützen, und man fühlt sich auch am Abend noch herrlich frisch – ein Traum.
Genauso spießig -oder sage ich besser konservativ?- wie bei den Kleidern bin ich bekanntlich auch beim Schmuck: ich habe irgendwann entschieden, einfach nur Echtschmuck zu tragen, und wenn das auch bedeutet, dass ich länger sparen muss, bis ich mir ein Stück leisten kann, so entscheide ich mich für jedes Teil sehr bewusst und habe von da an große Freude daran. Auf dem Bild seht Ihr mein gerade frisch aufgearbeitetes Love Bracelet von Cartier, das mich seit 16 Jahren treu begleitet sowie ein Regenbogenarmband aus farbigen Diamanten von H.Stern. Der brasilianische Juwelier hat es mir angetan, seitdem ich 2001 in Rio de Janeiro neben dem Flagshipstore wohnte – kaum jemand fasst Lebensfreude so gut in Schmuck wie er. Die Halskette ist von Tiffany’s aus der Kollektion HW 2013 – ein kleines Weißgold-Oval mit winzigen Brillianten.
Hier gibt es das Outfit auch zum Nachstylen: