Brecht haben wir alle mal in der Schule gelesen – und längst wieder vergessen. "War sicher mal aktuell und hatte seine Zeit", denkst Du und gehst lieber ins Musical. Spätestens seit der Inszenierung der Dreigroschenoper von Bühnenzauberer Robert Wilson am Berliner Ensemble kannst Du Dich davon überzeugen, dass Brecht und Zeitgeist keine Gegensätze sein müssen. Da aber für dieses Spektakel sowieso keine Karten zu bekommen sind, kommt es gut, dass es Ende Januar Brecht sozusagen in komprimierter Form gibt.
Georgette Dee, "Deutschlands größte lebende Diseuse" (Die Zeit) interpretiert dann die von Kurt Weill oder Hanns Eisler kongenial vertonten Gedichte und Texte Bert Brechts. Ein Abend mit der Dee ist stets eine Überraschung – unvergleichlich, wie sie flüstert, schreit, wispert, wütet oder auch einfach nur schön singt. Sogar Le Monde titelte: "Sie will alles – sie gibt alles. Das Paradies vor den Pforten der Hölle". Und wer schon einmal in einem Konzert der Dee war, ahnt, dass jeder Abend ein Unikat ist und sich auch ein wiederholter Besuch stets lohnt. Nicht zuletzt auch wegen der beinahe unglaublich einfühlsamen Begleitung ihres fabelhaften Pianisten Terry Truck.
Da wirkt es schon lustig, dass der erste Preis, der den beiden 1993 verliehen wurde, der Deutsche Kleinkunstpreis’ war – mit kleiner Kunst haben sie nun wirklich nichts zu tun.
bgr
"Georgette Dee singt Brecht", Donnerstag, 31. Januar 2008, 20 Uhr
Tickets 5 € bis 30 €
Berliner Ensemble * Theater am Schiffbauerdamm
Bertolt-Brecht-Platz 1
10117 Berlin-Mitte
Kartentelefon: 030/28 408 155
www.berliner-ensemble.de