Selbst Kulturbanausen bekamen 2000 den Wirbel um Yasmina Rezas "Drei Mal Leben" mit. Das Stück schlug in die vor sich hin experimentierende Theaterszene ein wie eine Bombe und lockte auch über Abonnentengrenzen hinaus Zuschauer ins Theater. Seit Dezember letzten Jahres läuft nun Rezas neues Werk "Der Gott des Gemetzels" im Schauspielhaus Köln. Vor der Sommerpause hast Du jedoch nur noch zwei Mal die Gelegenheit, es Dir anzusehen.
Wie schon in "Drei Mal Leben" treffen hier zwei akademisch-angesnobte Ehepaare aufeinander. Der 11-jährige Sohn von Annette und Alain hat dem Sohn der Houillés einen Schneidezahn herausgeschlagen. Man setzt sich also zusammen, um das Ereignis zu diskutieren, sich reumütig zu zeigen und um – eventuell – Absolutionen zu erteilen.
Doch schnell schwingt sich die Tat aus der Welt der Kinder hinauf in die Welt der Erwachsenen. Ein Pharma-Skandal (vertuscht von Alain), ein toter Hamster, eine von pharmazeutischen Nebenwirkungen geschädigte alte Dame (Mutter von Michel) und nicht zuletzt eine Flasche Rum (alle) lassen den "Gott des Gemetzels" auferstehen. Ein wunderbares Stück; für alle die, die nie ins Theater gehen und alle die, die immer ins Theater gehen.
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Der Gott des Gemetzels
Aus dem Französischen von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel
Mit Maria Schrader, Michael Wittenborn, Anja Laïs und Markus John
Regie: Karin Beier
Aufführungen im Juni:
Montag. 09.06., Donnerstag 12.06. um 20.00 Uhr
Schauspiel Köln
Offenbachplatz
50667 Köln
fon 0221/2212 8256
www.schauspielkoeln.de/stueck.php?ID=54&tID=986