Besucht man die Weingüter, die Moet Hennessy im Norden Argentiniens betreibt, so fällt ständig der Name Nicolas Audebert. Und jeder, der ihn erwähnt, ob Chauffeur, Arbeiter in der Bodega oder Hostess im Besucherzentrum, wird Dir sofort erzählen, wie sehr er ihn mag und bewundert.
Der 37 jährige Franzose ist seit 2005 Chef-Kellermeister auf Terrazas de los Andes und Cheval des Andes. Unter seiner Regie entstanden dort, neben exzellenten Weinen, ein Gästehaus, Restaurants und Degustations-Räume in ausgewähltem Design. Nicht nur die Räumlichkeiten hebt er auf europäische Standards – auch die Weine, die in dieser sonnenverwöhnten Gegend sehr gehaltvoll ausfallen, haben viel französische Finesse erhalten. Mit Fingerspitzengefühl und offenen Augen bauen Audebert und sein Team Weine aus, die in einem Jahr nur zwei Traubensorten, im nächsten vielleicht fünf enthalten können, um jedem Jahrgang die nötige Eleganz zu verleihen.
Wir trafen einen sehr charmanten Mann, der die Besonderheiten, die sein Job in einem Luxuskonzern bringt – wer darf sich schon ein Polofeld an seinen Arbeitsplatz bauen?- genießt, ohne sie als selbstverständlich zu erachten.
Wie kam es zum Wein?
Ich trinke ihn gerne und suchte eine gute Entschuldigung (lacht)
Nein, ich habe in Montpellier Agrarwissenschaft und Oenologie studiert. Wegen des Doppelstudiums gilt die Schule als sehr gut. La Maison, Moet Hennessy, vergibt dort jedes Jahr ein Praktikum – in meinem Jahrgang war ich der Glückliche.
Aus dem Praktikum wurde dann mehr?
Ja – in Frankreich konnte man damals nach dem Studium auswählen, ob man Militärdienst macht oder zwei Jahre in einem französischen Unternehmen im Ausland arbeitet. So kamen meine Frau und ich zum ersten Mal hier nach Terrazas, damals noch ohne Kinder (Mittlerweile haben sie vier: 3 Jungs und ein Mädchen)
Später ging es in die Champagne?
Genau, anschließend ging ich zu Veuve Clicquot und zu Krug, und nach fünf Jahren im Regen und in der Kälte kam dann das Angebot, wieder in Argentinien zu arbeiten.
Habt ihr gezögert?
Nein, wir haben uns gefreut! Wir sind beide in einem internationalen Umfeld aufgewachsen, immer viel gereist. Wir haben uns nie ein Leben lang in Frankreich gesehen – hierher zu kommen, das war eine ganz bewusste Entscheidung für diesen Lebensstil.
Eine Entscheidung für immer?
(Er lacht wieder)
Weisst Du, ich habe hier alles. Ich habe zwei sehr interessante Jobs. Zum einen machen mein Team und ich wunderbare Weine, zum anderen bin ich als Botschafter für unsere Bodega aber auch für Moet Hennessy im allgemeinen unterwegs. Letzte Woche war ich in New York bei der Fashion Week, am Wochenende in Paris und vor sechs Wochen in Shanghai.
Wir wohnen in einem herrlichen Dorf 20 Kilomenter von Mendoza entfernt.
Dort hatten die wohlhabenden Mendocinos früher ihre Wochenendhäuser – auf der einen Seite gibt es dort also wunderschöne Villen, Porsche Cayennes und die internationale Schule, auf die auch meine Kinder gehen. Auf der anderen Seite hast Du sehr einfache Leute, Eselkarren und die staatliche Schule mit Kindern in blauen Uniformen – und alle kommen prima miteinander aus.
Nach Mendoza fahren wir höchstens viermal im Jahr – Großstadtleben finde ich dank meiner Reisen in den entsprechenden Metropolen, da fehlt uns also nichts.
Dazu war ich schon immer ein Pferdenarr, bin immer geritten – hier habe ich Polo spielen gelernt, das mache ich in der Saison bestimmt dreimal in der Woche. Mit den Kindern sind wir jedes Wochenende auf dem Terrain von Cheval des Andes – dort gibt es das Polofeld, Pferde und Schafe: die Kinder wachsen auf dem Land auf, wir finden das wunderbar.
In der Schule, die sie jetzt besuchen, können sie das internationale Baccalaureat machen, so lange könnten wir also bleiben!
Bei Terrazas, Chandon und bei Cheval des Andes sind Besucherzentren u Restaurants entstanden, die ihresgleichen suchen – Dein Verdienst?
(Er wird rot u lacht) Melissende, meine Frau, ist Interior Designer und Malerin, sie hat gerade ein großes Hotelprojekt in Patagonien abgeschlossen – sie gibt mir schon den ein oder anderen Rat, aber eigentlich mache ich das meiste selbst.
Ich möchte, dass man sich hier im Gästehause von Terrazas nicht wie in einem Hotel fühlt sondern wie bei sich zu Hause. Darum stehen überall Dinge herum, die in die Hand genommen werden wollen. Wir versuchen sogar, die Anreisen der Gäste so zu koordinieren, dass sie sich nicht ueberschneiden, damit man unter sich ist.
Was die kleinen Restaurants angeht, so ist mir Foodpairing wahnsinnig wichtig. Wir möchten unseren Gästen zeigen, wie Speisen mit Weinen harmonieren und sie inspirieren, dies auch mit nach Hause zu nehmen und im Privaten umzusetzen.
Du empfiehlst, beim Kochen erst den Wein zu kosten und die Gerichte entsprechend anzupassen…
Oh ja, unbedingt – wenn Du erst den Wein probierst, kannst Du beim Kochen noch viel mit Gewürzen und Saucen spielen und sie wunderbar auf den Wein abstimmen.
Deine Gäste werden es Dir danken!
Wir danken dem Team von Terrazas des los Andes für einen unvergesslichen Aufenthalt!
Muchas gracias a todo el equipo de Terrazas de los Andes para vuestra hospitalidad – Tatiana, Oscar, Gustavo(s), Carolina, Marcos, Nicolas: lo pasamos increiblemente bien, hasta pronto!