Vor kurzem bin ich auf einen ungewöhnlichen Reisebericht gestoßen: Sowjestistan von Erika Fatland. Eine Reise durch die Länder der ehemaligen Sowjetunion, die so fesselnd und spannend beschrieben war, das ich mir nach dem ersten Kapitel bereits das Nachfolgewerk Die Grenze zugelegt habe und nun, nachdem ich auch diesen Reisebericht verschlungen habe, sehnsüchtig auf eine Fortsetzung warte. Es wird gemunkelt, dass sich die Autorin dieses Mal auf eine Reise in den Himalaya begeben wird.
Erika Fatland ist 1983 in Norwegen geboren und lebt heute mit ihrem Lebensgefährten in Oslo. Sie ist ein regelrechtes Sprachentalent: sie spricht sieben Sprachen fließend, unzählige Dialekte und versteht Bruchstücke in Sprachen, die noch nie verschriftlicht wurden aus den entlegensten Ecken dieser Erde. Sie studierte unter anderem in Lyon, Helsinki, Kopenhagen und Oslo und bereiste bereits in jungen Jahren Krisengebiete und abtrünnige Republiken in Osteuropa. Mit ihren Reportagen gibt Fatland den Menschen eine Stimme, die sonst ungehört bleibt: das können Opfer und Überlebende von Terrorangriffen und anderen Tragödien sein aber auch einfache Bauern, die durch misslungene Planwirtschaft in Armut leben müssen. Die ehemaligen Sowjetrepubliken Turkmenistan, Kasachstan, Tadschikistan, Kirgisistan und Usbekistan gehören zu den ärmsten und – bei uns – wohl unbekanntesten Ländern der Welt. Was sie eint, ist eine jahrzehntelange Sowjetherrschaft, hypermoderne Großmachtinszenierung, diktatorischer Herrscherkult und höchst lebendige Traditionen und Kulturen. Erika Fatland erzählt von Samarkand und Dschingis Khan, von Brautraub und der Kunst der Adlerjagd, von erstaunlichen Machtdemonstrationen korrupter Despoten, von marmornen Städten und riesigen Goldstatuen, die sich mit der Sonne drehen. Es sind teilweise unglaubliche Geschichten, die es doch schaffen, am Ende des Buches eine Reise nach Turkmenistan in Betracht zu ziehen.
Im Nachfolgewerk, Die Grenze, begibt sich die reiselustige Autorin auf eine Reise entlang der russischen Grenze, um hautnah zu erfahren, welche Auswirkungen die jahrelangen Grenzverschiebungen in der Vergangenheit und die Macht des riesigen Nachbarn haben. Die 20.000 Kilometer lange Reise führt sie durch 14 Länder: sie umrundet das flächenmäßig größte Land der Welt von Nordkorea über den Kaukasus, das Kaspische und das Schwarze Meer. Durch die Ukraine und die Staaten Osteuropas geht es bis zur russisch-norwegischen Grenze bis sie auf die Arktis stößt. Doch hier endet die Reise nicht etwa – entlang der Nordostpassage, vorbei an Franz-Josef-Land und Sewernaja Semlja bis nach Kirkenes geht es weiter. Unaufhaltsam spannend mit vielen Fakten und Hintergründen zur Geschichte der Länder, persönlichen Begegnungen vor Ort und unglaublichen Erfahrungen.