In der Theater-Szene ist sie längst kein Geheimtipp mehr. Die Rede ist von Wiebke Puls: 2005 mit dem Alfred-Kerr-Darstellerpreis ausgezeichnet und im selben Jahr von ‘Theater Heute’ zur Schauspielerin des Jahres gewählt, mittlerweile von Personalitymagazinen wie "Park Avenue" als Diva gefeiert und mit Romy Schneider verglichen, ist die 34-jährige längst angekommen. Solltest Du allerdings noch nicht in den Genuss ihrer schauspielerischen Leistung gekommen sein, hast Du jetzt die Gelegenheit dazu. Gleich in zwei Monologen von Dea Loher brilliert die geborene Husumerin zurzeit in den Münchener Kammerspielen.
"Land ohne Worte" heißt der eindringliche Monolog über die Möglichkeiten und Grenzen von Kunst im Angesicht von Krieg, Tod und Schmerz, den Andreas Kriegenburg im Werkraum der Kammerspiele uraufgeführt hat. Wiebke Puls spielt eine namenlose Künstlerin, die von Zweifeln besessen ist und sich fragt, ob sie jemals mit ihrer Malerei zur Essenz der Dinge vordringen kann oder doch immer nur an der Oberfläche bleiben muss. Symbolisiert wird dieser Konflikt durch einen gläsernen Kasten, in dem Wiebke Puls ihre bohrenden Selbstzweifel zum Besten gibt.
Weiter geht die One-Woman-Show mit "Berliner Geschichte", gleichfalls inszeniert von Andreas Kriegenburg. Allerdings schlüpft Wiebke Puls hier in die Rolle eines Mannes, der weniger an der Kunst als an sich selbst verzweifelt. Mit schwarzem Anzug, weißem Hemd und ebenso weißem Gesicht krächzt und ächtzt die Schauspielerin den inneren Monolog in der dritten Person, dass es eine wahre Freude ist, während im Hintergrund Industrial-Music die Isolation und Wahnvorstellungen des Ausgestoßenen unterstreichen.
"Land ohne Worte" und "Berliner Geschichte" – zwei Texte, die sich gerade durch ihre Unterschiedlichkeit perfekt ergänzen und die große darstellerische Bandbreite der Schauspielerin Wiebke Puls demonstrieren. Fazit: "Das muss man sich wirklich ansehen. Hier stimmt einfach alles: Text, Regie, Darstellung", wie Sabine Dultz treffend im "Münchener Merkur" geurteilt hat.
nim
Land ohne Worte / Berliner Geschichte von Dea Loher, Regie von Andreas Kriegenburg
Nächste Vorstellung am Dienstag, 19.02.08 um 20.15, weitere Vorstellungen im April
Kammerspiele München
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