Immer wieder ist bei uns die Rede von J.F. Schwarzlose, der wiederbelebten Berliner Parfum-Marke, die seit ihrem Revival 2012 mit Düften wie „Treffpunkt 8 Uhr“, „Trance“ oder Zeitgeist“ im Nischenmarkt fulminante Erfolge feiert. Höchste Zeit also, Euch einmal die Macher hinter Schwarzlose vorzustellen, die ich in Berlin immer gerne besuche und in deren Parfumwelt ich mich jedes Mal geradezu verzückt entführen lasse. Zwei Männer sind das Herz der Neumarke J.F. Schwarzlose: Lutz Herrmann und Tamás Tagscherer, die gemeinsam mit der Parfumeurin Véronique Nyberg alte und neue Mythen wiederbeleben. Schöngeist Lutz, 53, studierte in Hamburg und in Rom Kunstgeschichte und ließ sich später zum Antiquar ausbilden – er liebt alte Bücher, hat einen großen Sinn für Schönes, für Puccini-Opern und italienische Dolce Vita. Seit 1985 arbeitete er in Design-Büros bevor schließlich sein eigenes Unternehmen für Flakon-Design aus der Taufe hob. Für viele sehr bekannte Parfum-Marken hat er die Flaschen, Verpackungen und das Corporate Design entwickelt.
Tamas Tagscherer feiert im Frühling seinen 32. Geburtstag und kommt eigentlich aus Budapest – im Jahr 2004 verschlug es ihn zum Studium an die Universität der Künste in Berlin, wo er als Kommunikationswirt diplomierte. Auch Tamas wuchs mit einer großen Affinität zum Parfum auf: seine Mutter bezeichnet er als Duftnärrin im positiven Sinne, ihre Parfums haben bis heute eine besondere Bedeutung für sie. 2010 lernten Lutz und Tamas sich in Berlin kennen und entdeckten schnell ihre gemeinsame Liebe zu Parfums, zu alten Geschichten und natürlich zu unserer ewig faszinierenden Hauptstadt. Beide hatten von der Marke J.F. Schwarzlose gehört und begannen nun, in akribischer Detektivarbeit die Fakten zu dem Unternehmen, welches in den 1970ger Jahren seine Aktivitäten komplett eingestellt hatte, zusammenzutragen. Bedenkt man, dass die Schwarzlose-Düfte zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts nicht nur an den deutschen sondern bis an den chinesischen Kaiserhof geliefert wurden, dass Berühmtheiten wie Josephine Baker in den Goldenen Zwanzigern am liebsten den Duft „Treffpunkt 8 Uhr“ benutzte und dass das Unternehmen Produktionsstätten in mehreren Ländern unterhielt, so kann man sich das Ausmaß dieser Recherche in etwa vorstellen. In ihrem Berliner Büro, unweit der letzten Schwarzlose Produktionsstätte in Moabit haben die beiden alte Flakons, Kartonagen und Fotografien zusammengetragen, die einen wunderbaren Eindruck über die Geschichte des Unternehmens vermitteln.
Erst vor wenigen Monaten entdeckte übrigens Tamas Oma in Ungarn einen alten Schwarzlose Flakon in ihrem Schrank. „Ich bin stolz, dass sogar meine Oma diese Marke benutzt hat. Es ist als ob es mein vorgeschriebenes Schicksal wäre, die Neumarke J.F. Schwarzlose Berlin weiterzuführen und am Leben zu halten“ erzählt Tamas mir voller Stolz und Ehrfurcht. Die Intensität, mit der die Geschichte der Marke erzählt wird, liefert stets Stoff für neue Kooperationen – so verzichten Lutz und Tamás darauf, in jeder Saison einen neuen Duft zu lancieren sondern konzentrieren sich auf so wundervolle Editionen wie die im Herbst erschienene Art-Edition, für die der Berliner Illustrator Olaf Hayek den Flair seiner Heimatstadt in den frühen 1920er Jahren in herrlichen Zeichnungen auf die Kartonagen brachte.
Liebhaber moderner Märchen können sich in diesen Tagen auf die zweite Art Edition freuen, die dieses Mal in Zusammenarbeit mit Bendix Bauer entstanden ist. Er gehört mit seinen filigranen Zeichnungen zu den erfolgreichsten deutschen Illustratoren und ist den meisten durch seine Arbeiten für Mode- und Lifestylemagazine wie AD Germany, GQ oder TUS bekannt.
War die letzte Art Edition eher farbenfroh, so wurde in der neuen Auflage die klassische Scherenschnitt-Optik gewählt und erstmals alle fünf Schwarzlose-Düfte in einem Bild vereint.
Im Zentrum der Artwork steht der Berliner Bär, dem sich, während er die Schwarzlose-Flasche öffnet und an ihr schnuppert, wie der “Geist aus der Flasche” die wundersame und märchenhafte J.F.-Schwarzlose-Berlin-Welt in all ihren Facetten präsentiert. Hier ringt ein lüsterner Centaurus mit einer unschuldig weiß gekleideten Jungfrau, ein Liebespaar trifft sich zum 8-Uhr-Rendezvous unter dornenreichen Herzranken und der Schwarzlose-Oldtimer, der dem Duft “1A-33” seinem Namen gab und an Cinéma-Noir-Filme erinnert, hält zwischen reichen Blumenbouquets und einem geheimnisvollen Melonen-Mann…
Besonders gute Kunden dürfen sich als Beigabe zu den reich verzierten Kartonagen über ein streng limitiertes Bandana freuen, das ebenso wie das Seidentuch aus der letzten Edition sicher bald zum Sammler-Must-Have avanciert.
Bei meinem letzten Besuch im Moabiter J.F. Schwarzlose-Büro konnte ich mich übrigens davon überzeugen, dass ein neuer Duft in Arbeit ist. Der Name ist zwar noch streng geheim, ich verrate aber schon, dass einige Berliner Wahrzeichen olfaktorisch perfekt eingefangen und wiedergegeben werden – ich freue mich jedenfalls ganz besonders darauf.