Iris van Herpen, der Kellermeister von Dom Pérignon und Cocoonase im Goldstück-Portrait

Foto: goldstück.com
Amour fou

Es gibt Begegnungen, die müssen sich ein wenig setzen, bevor man darüber berichten kann – so ging es mir nach einem Interview mit der Modedesignerin Iris van Herpen, die gerade für Dom Pérignon eine Limited Edtion für den Vintage 2004 entworfen hat. Ich traf Iris vor drei Wochen in München – ein zartes, fast ephemeres Wesen mit streng zurück gebundenen Haaren und von extrem zierlicher Statur. Sie ist sehr zurückhaltend um nicht zu sagen schüchtern. Als ich sie frage, ob sie in Amsterdam ein Café oder ein nettes Restaurant für unsere Leser empfehlen kann, erwidert sie, dass sie immer nur in ihrem Atelier sei und das Haus so gut wie nie verlasse – dort fühle sie sich sehr wohl, aber die Leser mögen entschuldigen, dass sie nicht jeden zu sich ins Atelier einladen könne. Angesprochen auf ihre Arbeit jedoch blüht sie auf und erklärt mir detailliert, wie es zu Cocoonase kam – dem Kunstwerk, das sie für Dom Pérignon entworfen hat.

Um die Hintergründe von Cocoonase begreiflich zu machen, muss ich zunächst Richard Geoffroy vorstellen – seines Zeichens Chef de Cave bei Dom Pérignon und das seit knapp 25 Jahren. Richard ist unglaublich einnehmend, er sprudelt förmlich, wenn er von seiner Arbeit berichtet (was zu Champagner ja wunderbar passt) und liebt jeden Vintage wie sein eigenes Kind. Mit diesen vergleicht er die Champagner auch – wie man einem Kleinkind die Werte vermittelt, die es groß werden lassen, wie man dafür sorgt, dass es gewandet, gefüttert, geliebt ist und dass es genug schläft, so kann man einem Jahrgangschampagner eine optimale Ausgangsbasis geben. Diese ermöglicht es ihm, über lange Zeiträume zu wachsen und sich zu entwickeln. Wie bei den eigenen Kindern weiß man jedoch auch beim Champagner nicht, auf welche Weise genau er sich entfalten wird –  man kann nur Tendenzen prognostizieren. So ist für Geoffroy jedes Tasting seiner Vintages über den Reifungprozess eine aufregende Erfahrung, die ihn mal mehr mal weniger überrascht. Er ist es auch, der entscheidet, wann ein Jahrgang seine Marktreife erreicht hat.

Bei Dom Pérignon räumt man den Vintages viel Reifezeit ein: die erste Flasche eines neuen Jahrgangs wird erst sieben bis acht Jahre nach Abfüllung auf den Markt gebracht, es gibt auch Jahrgänge, die überhaupt nie zu Dom Pérignon werden, weil ihre Ausgangsbasis nicht perfekt ist. Einen großen Meilenstein in der Entwicklung setzt der sogenannte P2, den Plénitude 2, in den der Wein frühestens nach 16 Jahren tritt. Nach 25 bis 35 Jahren wird eine P3-Edition aufgelegt, der Plénitude 3. Um diese Plénituden voll ausreifen zu lassen, bleibt die Hefe in der Flasche, das heißt, es werden von jedem Jahrgang von vorneherein Flaschen zur Seite gelegt, die für die Stadien P2 und P3 reserviert sind und die sich in ihrem ursprünglichen Zustand in der Flasche entwickeln. Erst wenn ihre Zeit gekommen ist, werden sie degorgiert (des Hefepfropfens entledigt) und mit Dosage versetzt. Dabei wird der erste Plénitude, in der sich der Vintage 2004 aktuell befindet, als der Plénitude der Harmonie bezeichnet. P2 ist der Plénitude der Energie, P 3 der Plénitude der Komplexität.

Diese Entwicklung, die der Champagner durchläuft, lässt sich also durchaus als Metamorphose bezeichnen, womit wir endlich wieder bei Iris van Herpen und ihrem Kunstwerk wären: für die Limited Edition Vintage 2004 Metamorphosis hat sie Cocoonase geschaffen. Cocoonase ist das Enzym, das Seidenwürmer entwickeln, um in der letzten Phase ihrer Metamorphose den Kokon weich zu machen, aus dem sie dann als Schmetterlinge schlüpfen. Iris van Herpen hat diesen Prozess in einem Objekt eingefangen, dessen Material sich über Wärme und Zeit immer wieder verändert und das somit ähnlich wie der Champagner niemals final ist.

Als gelernte Mode-Designerin ist die erst 30-jährige Iris  zwar durch ihre faszinierenden Kreationen, für die sie immer neue Materialien entwickeln lässt, in der Fashionwelt zuhause. Ihre Arbeit jedoch ist viel mehr von Material, von Möglichkeiten, Form und Körper geprägt als die ihrer Kollegen – häufig benutzt sie 3-D Printer für ihre Werke, so auch bei Cocoonase: was auf den ersten Blick wie Glas aussieht und beim Anfühlen an Kunststoff erinnert, ist so organisch und handschmeichelnd, dass das Wort Druck fast banal anmutet.

Wenn man die beide Personen, die hinter der Dom Pérignon-Kooperation stehen, Iris van Herpen und Richard Geoffroy, betrachtet, so kann man sich vorstellen, wie es zu dieser limitierten Edition „Metamorphosis“ kam. Der philosphische Kellermeister hat die zarte  Künstlerin tagelang durch die Keller in Hautvillers geführt und ihr die Geheimnisse des Champagners erläutert – sie war in der Lage, dies zu erfassen und auf ihre Weise wunderbar umzusetzen.
Vielleicht ist Dom Pérignon Metamorphosis ja genau das richtige Weihnachtsgeschenk für einen echten Connaisseur?

Die Limited Edition kostet 159 € und ist z.B bei gourmondo.de erhältlich

 






AnS

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