Nachdem uns die dünne Luft in den hohen Bergen den Kopf ein wenig vernebelt hat, gibt es nun einen etwas ruhigeren Rückblick auf den kurzen Trip nach St. Moritz und vor allem schönere Fotos, nicht die hektischen Aufnahmen mit dem eigenen Handy.
Gründe für den Besuch waren weder Skifahren, hemmungsloses Shopping noch einen Pelzmantel spazieren führen, sondern Kunst und Kultur!
Am Donnerstag angekommen, ging es Meter für Meter mit der eher langsamen Rhätischen Bahn durch die schönen Schweizer Alpen. Auf 1800 Meter Höhe war dann Endstation, wir waren endlich in St. Moritz! Fix ging es dann ins Hotel. Grüzi, Merci, eingecheckt und nach fünf Minuten Fußweg waren wir schon in der Galerie Gmurzynska.
Dort wurde noch fleißig für die Vernissage von Scott Campbell gewerkelt. Wir hatten das Glück den amerikanischen Tattoo-Künstler im Vorfeld zu treffen und haben eine persönliche Führung von ihm bekommen. Seine Bilder sind modern und zeichnen sich durch ungewöhnliche Techniken, wie angezündetes Schießpulver auf Leinwand aus. Sie sind unglaublich präzise, denn Scott arbeitet normalerweise mit der Tattoo-Nadel auf der Haut. Auf der Leinwand erlaubt er es sich, seine Kunstwerke etwas zu zerstören und ihnen ein paar Brandflecke zu verpassen. Der Kontrollverlust ist für ihn sehr aufregend, wenn das Feuer über die Leinwand wandert.
Wem der Name Scott Campbell bisher nicht viel gesagt hat, glaube mir, er ist gerade so etwas wie der Porsche in der Tattoo-Szene. Alle Stars, die noch kein Tattoo von ihm haben, stehen Schlange, um sich die Tinte von ihm unter die Haut zu stechen. Sein berühmtester Fan dürfte Designer Marc Jacobs sein, Scott hat ihm einen romantischen Spruch auf den Arm tätowiert (Bros before Hos). Als Jacobs bei Louis Vuitton noch das Sagen hatte, hat er Scott sogar als Designer für eine limitierte Taschen-Edition im F/S 2011 angeheuert.
Wer sich Scott Campbell nun als einen raubeinigen Knastbruder mit unzähligen Tattoos vorstellt, das Gegenteil ist der Fall. Tattoos hat er, aber sie sind schön unter dem sauberen, zugeknöpften weißen Hemd versteckt, als ob sich die Schwiegereltern zum Besuch gemeldet hätten. Eine wirklich coole Erscheinung…
Scott Campbell: The smartest things I ever did were foolish things for love
Ausstellung läuft vom 20. Februar bis 20. April 2014, in der Galerie Gmurzynska in St. Moritz.