Es wurde sehr still im Kino des Berliner Soho House als Jens Gardhausen, Geschäftsführer von Moet Hennessy Deutschland, gestern Abend die Laudatio auf Frau Dr Constance Neuhann-Lorenz verlas. Nach der launigen Moderation von Katrin Bauernfeind und einem Film, in dem die fünf Frauen vorgestellt wurden, die es in die Endrunde des 30. Prix Veuve Clicquot geschafft hatten, bemühten wir uns nun, das unfassbare Leid, dem die Preisträgerin in Indien begegnet, wenigstens ansatzweise zu begreifen. Was wir hörten, liegt jenseits meiner Vorstellungskraft: jede Stunde wird in Indien eine Frau von ihrem Mann oder ihrer Schwiegermutter mit Brennstoff übergossen und angezündet mit dem Ziel, sie zu töten.
Die Gründe dafür liegen meist in einer zu geringen Mitgift oder allgemeinem Ungehorsam. Gelingt es diesen Frauen, sich zu retten, so erfahren sie keinerlei Behandlung ihrer entsetzlichen Wunden und abartigen Schmerzen (nur zum Vergleich: in deutschen Krankenhäusern werden Patienten mit starken Verbrennungen sofort in ein künstliches Koma versetzt um die Schmerzen erträglich zu machen) sondern müssen mit der unendlichen Schmach leben, dass ihre Familie sie entsorgen wollte, weil ihr Vater nicht genug Geld für sie bezahlt hatte.
Constance Neuhann-Lorenz ist plastische Chirurgin und gründete im Jahr 2009 gemeinsam mit Frau Prof. Dr. Marita Eisenmann-Klein und der Internationalen Organisation Plastischer Chirurgen die Organisation „Women for women“ in der mittlerweile gut 90 plastische Chirurginnen tätig sind. Sie verbringen jeweils zwei bis drei Wochen pro Jahr in Kliniken der dritten Welt – mittlerweile sind neben Indien auch Bangladesh und Kenia dazu gekommen- und operieren ehrenamtlich lokale Verbrennungsopfer. Die Arbeit von Frauen für Frauen erweist sich hier als sehr wirkungsvoll, da bei vielen anderen Programmen Kinder oder Männer im Vordergrund stehen und da die Frauen häufig viel zu zurückhaltend sind, von gemischten Organisationen Hilfe zu erbitten.
Der Prix Veuve Clicquot wird seit über vierzig Jahren verliehen und richtete sich bislang an Geschäftsfrauen. Dieses Jahr, wir hatten darüber berichtet, wurde erstmals das Publikum mit einbezogen, so dass wir alle die Möglichkeit hatten, eine inspirierende Frau, ganz gleich aus welchem Wirkungsfeld, zu nominieren.
Die Aktion war sehr erfolgreich, viele tolle Frauen wurden nominiert, und es war für die 5-köpfige Jury keine leichte Aufgabe, eine Entscheidung zu treffen. Ich denke, die richtige Person wurde gestern mit einer silbernen Veuve Clicquot Flasche geehrt, diese Frauen-für-Frauen Initiative ist eine echte Glanzleistung!