Bis vor ein paar Monaten waren Podcasts für mich ein Phänomen der späten Nuller-Jahre, ich gebe offen zu: ihre Renaissance ist (wie so vieles) völlig an mir vorbei gegangen. Bis ich mich im Zuge einer Recherche für ein Kunden-Projekt plötzlich ziemlich intensiv mit dem Thema „Lifestyle-Podcasts“ befasste, und siehe da: nachdem ich eine Menge Podcasts zum Thema Liebe, Leben, Sex gehört habe, ist einer tatsächlich bei mir geblieben und sogar zum festen Bestandteil meines Alltags geworden.
Es handelt sich dabei um „Beste Freundinnen“, wo Max und Jakob, zwei nette Männer aus Berlin, alle 14 Tage eine Stunde lang aus ihrem Leben und vor allem ihren Beziehungen plaudern. Damit haben sie vor gut zwei Jahren begonnen, und seither hat sich bei beiden einiges verändert: einer wurde Vater, der andere hat sich vom notorischen Schürzenjäger zu einem noch recht frisch verliebten Mann in „einer festen Beziehung“ gemausert.
Die beiden sind etwa 35 Jahre alt, und obwohl sie sehr um ihre Anonymität bemüht sind, ist klar, dass es sich um weit überdurchschnittlich gebildete Männer mit recht guten Jobs handelt, die mit beiden Beinen ganz gut im Leben stehen.
Nun mag man sich fragen, was es mir, 42 Jahre alt, glücklich verheiratet, Mutter von zwei Töchtern im Grundschulalter, bringt, zuzuhören, wenn sich zwei mir unbekannte, um einiges jüngere Männer über den Sinn des Lebens, ihre Beziehungen und teilweise recht randomisierten Sex unterhalten.
Die Antwort ist: ich mag die beiden! Sie begleiten mich vor allem, wenn ich im Wald laufen gehe. Ich muss manchmal laut lachen, wenn sie irgendwelche komischen Kommentare von sich geben oder lustige Begebenheiten schildern, und machmal bringen sie mich auch zum Nachdenken. Vieles, was sie erzählen, kommt mir bekannt vor, aus der Zeit, in der ich mit Anfang 30 alleine lebte und wie so viele auf der Suche nach dem perfekten Partner aka Traummann war. Manchmal würde ich den beiden gerne lautstark widersprechen, in einigen Punkten denke ich „ach, wartet mal ab, das wird noch“ und stelle beim Zuhören fest, dass ich mit den Jahren auch viel an Gelassenheit gewonnen habe. Dann freue ich mich und fühle mich bei meiner Lauferei noch viel besser.
Zum Schluss einer jeden Folge besprechen die beiden Briefe der überwiegend weiblichen Hörerschaft. Dabei geben sie den Damen ganz brauchbare Tipps zu so wichtigen Fragen wie „ich glaube, mein Kollege steht auf mich – wie kann ich mit ihm anbandeln?“, „wie kann ich meine Schüchternheit überwinden?“, „warum bekommt mein neues Date plötzlich keinen mehr hoch – kann es sein, dass ich ihn überfordere?“ etc. Ich glaube, dass dieser Teil mir in der Zeit, als ich noch nicht so gelassen war, manches Mal eine ganz gute Stütze gewesen wäre – darum lege ich den Podcast besonders diesen Frauen ans Herz – allen anderen sei er als nette Unterhaltung beim Laufen, Bügeln, Autofahren, Kochen, Baden oder sonstigen schönen Beschäftigungen, die Beschallung vertragen, empfohlen.
Morgen kommt übrigens das erste Buch der beiden heraus: ob es unterhaltsam und lesenswert ist, vermag ich nicht zu sagen – die einzelnen Podcast-Folgen aber sind es allemal.
Ihr findet sie bei i-tunes, Spotify, Soundcloud etc
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