Die Ausstellung findet in der Universitäts- und Stadtbibliothek statt, dessen Bauweise sowie auch die Hochschule für Musik und Tanz in Köln ebenfalls dem Brutalismus entsprungen ist. Der Architekturstil sticht heraus: auf den ersten Blick wirkt er schwer, hart und kantig, was mit seinem offensichtlichsten Merkmal zu begründen ist – Beton. Seit den 50er Jahren erregen Bauwerke des Brutalismus‘ Aufmerksamkeit, denn sie fallen auf. Sie wirken irgendwie präsenter, größer…vielleicht mächtiger. Im Kontrast zu den Fassaden, die von Romantik geprägt sind, versuchen sie nicht mit Schnörkeln, geschwungenen Formen und Eleganz zu imponieren, sondern vielmehr mit purer Impression. Ja, sie buchten sich gar in das Auge des Betrachters ein, dessen Blick eindeutig eingefangen wird und sich dazu gezwungen fühlt, einen Moment lang zu verharren.
Die Ausstellung, die unter den Stichworten Ästhetik und Brutalismus steht, zeigt Fotografien von Gregor Zoyzoyla, der dafür Betonbauten in Belgrad, London und Marseille besucht, um die „rohe Schönheit ihrer Treppenhäuser, Fassaden und brutalistischen Details“ einzufangen und für den Betrachter zugänglich zu machen – gedanklich, versteht sich. Seine Fotografien, darunter Sakralbauten und öffentliche Einrichtungen, repräsentieren „die Suche nach einem radikalen gesellschaftlichen Neuanfang, die den Brutalismus bis heute als Aura umgibt“.
Gregor Zoyzoylas Fotografien haben es zur selben Zeit in das Deutsche Architekturmuseum zum 100. Geburtstag von Gottfried Böhm geschafft, dem ebenfalls in dieser Ausstellung eine Fotovitrine gewidmet sein wird.
Die Bausteine für die Passion des Künstlers legten sich bereits zu Studienzeiten: Während seines Geografie-Studiums entdeckte Gregor Zoyzoyla seine Neugier, seinen Wissensdurst und seinen unaufgeregten Zugang zu der Ästhetik urbaner Räume und der damit verbundenen Bedeutung für die Umgebung und Gesellschaft. Mit der Zeit wurden aus größeren Momentaufnahmen, kleinere, spezialisierte Details mit besonderem Schwerpunkt auf den Bauwerken des Brutalismus.
Die außergewöhnlichen Arbeiten des Fotografen wurden bereits im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt, im Barbican Centre London und in den Breidenbach Studios Heidelberg ausgestellt. Daneben ist er in viele kleine Projekte involviert. Mit bodenfestem, sozialem Engagement und seiner Liebe zur Architektur hat der Künstler es in der Vergangenheit geschafft, die Wertschätzung des Architekturstils und von Architektur im Allgemeinen wieder in das Bewusstsein der jüngeren Generation zu bringen und somit unter Anderem den Denkmalschutz eines Schulgebäudes erwirkt.