In den letzten Jahren hat sich die Gesellschaft viel mit Fragen nach innerer und äußerer Ordnung beschäftigt – es gibt viele Ratgeber zum Thema Ordnung schaffen, gleichzeitig konsumieren wir jedoch mehr denn je und wissen nicht mehr wohin mit all den Sachen. Wir haben mit Angela Holtmann gesprochen. Sie bietet professionelle Aufräum-Hilfe und ist eine Expertin für Ordnung und Organisation.
Liebe Angela, wer bist Du eigentlich und warum räumst Du so viel auf?
Ich bin 44 Jahre alt und lebe mit meinem Mann und unseren zwei Kindern (Josefine, 14 und Philippa, 12) in Köln. Nach meinem Studium habe ich zunächst als Lehrerin gearbeitet und mich dann in 2020 mit Dienstleistungen rund um mein Faible für Ordnung und Organisation selbstständig gemacht.
Wie bist Du auf die Idee gekommen?
Ich hatte schon als Kind den „Spleen“, die Zimmer meiner Freundinnen schön herrichten zu wollen. Es hat mir Freude gemacht aufzuräumen, zu sortieren und zu dekorieren. Irgendwie scheint mir der Sinn für Ordnung und Schönes in die Gene gelegt zu sein.
Während des Studiums war mir dieser Ordnungssinn jedoch zwischenzeitlich abhanden gekommen, da hätte ich mir mehr Ordnung und Reduktion gewünscht.
Später hat sich die Reduzierung zum Zweck der Fokussierung aber zum Glück wieder bei mir eingestellt, und jetzt bleibt sie auch. Das zahlt sich nicht nur insofern, als dass ich mich so auf das mir wirklich Wichtige konzentrieren kann, sondern auch in barer Münze: wir haben ein Haus ohne Keller gebaut. Dafür ist es absolut notwendig zu reduzieren und bewusst zu überlegen, was darf rein und was muss raus.
Im Laufe der letzten Jahre habe ich dann angefangen, mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Ich habe viel Literatur zum Thema Aufräumen, Ordnung und Reduzieren gelesen. Mich fasziniert insbesondere das Zusammenspiel von äußerer und innerer Ordnung.
Gleichzeitig habe ich in meinem Umfeld gemerkt, dass die Themen Aufräumen und Ordnung emotional beladen und hochaktuell sind. Viele Menschen tun sich aus ganz unterschiedlichen Gründen schwer in der Umsetzung einer nachhaltigen Ordnungsstruktur, die den Alltag erleichtert.
Was bietest Du genau an?
Ich biete einen Full-Service rund ums Thema Aufräumen und Ordnung. Ich verhelfe meinen Kunden dazu, dass sie langfristig in einem aufgeräumten und strukturierten Zuhause leben. Das lässt ihnen im Alltag mehr Raum und Zeit, um im wahrsten Sinne des Wortes die wichtigen Dinge im Leben „in den Blick“ nehmen und genießen zu können.
Klingt großartig – wie gehst Du vor, wenn Du mit Kunden arbeitest?
In einem Vorgespräch kläre ich mit den Kunden, welche Bereiche der Wohnung aufgeräumt und neu strukturiert werden sollen. Der Aufräum- und Organisationsprozess verläuft dann in 3 Schritten, um langfristig und nachhaltig zu sein:
Der erste und wichtigste Schritt zu mehr Ordnung ist die Reduzierung. Welche Gegenstände werden noch gebraucht? Was funktioniert oder passt überhaupt noch? Was hat man doppelt und dreifach? Was ist schon seit Jahren ungenutzt, wurde nicht vermisst und ist nur noch belastend? Zum Teil finden sich aber auch „Schätze aus der Vergangenheit“ wieder, die es wert sind, einen besonderen Platz zu bekommen und liebevoll in Szene gesetzt zu werden.
In der Regel begleite ich meine Kunden bei diesem Entscheidungsprozess, berate und motiviere. Dabei nehmen wir wirklich jedes Teil aus dem Schrank und entscheiden anhand der genannten Kriterien. Es kommt aber auch vor, dass ich auf Basis des Vorgesprächs die Dinge eigenständig beurteile. Die Kunden werfen dann nur noch einen letzten Blick auf die aussortierten Dinge – und ich kümmere mich um Entsorgung, Recycling oder Spende.
Im 2. Schritt werden dann die verbliebenen Dinge sortiert und strukturiert. Hier wird das zusammengeführt, was zusammengehört: zum Beispiel Sommergarderobe und Wintergarderobe, Röcke und Hosen, sortiert nach Farben und Größen. Jedes Teil bekommt „seinen“ Platz, jedes Teil wird sichtbar gemacht. So behält man den Überblick, kann nach Belieben kombinieren – die lästige Suche gehört der Vergangenheit an. Dabei achte ich auf die persönlichen und räumlichen Bedürfnisse meiner Kunden und entwickele mit ihnen individuelle Ordnungssysteme.
Im 3. Schritt geht es dann um das „Schöne“. Die Dinge werden in den Schränken mehr präsentiert als verstaut – manches wird optisch hervorgehoben, anderes wird in schönen Körben oder praktischen Kisten verpackt und beschriftet. Passende Systeme besorge ich auf Wunsch und nach Absprache mit meinen Kunden.
Was macht Ordnung mit uns im positiven Sinne?
Ordnung schafft mehr Raum, Energie und Leichtigkeit. Sie richtet den Blick auf die Dinge, die einem wirklich wichtig sind.
Ordnung schenkt Zeit für Familie, Freunde, Freizeit. Sie trägt zu einem nachhaltigen Konsumverhalten bei und spart mittel- bis langfristig durchaus auch einiges an Geld.
Was sind Deine Tipps für erfolgreiches Aufräumen?
Jedes Teil hat seinen festen Platz. Feste Plätze etablieren und vor allem auch innerhalb der Familie kommunizieren.
Gegenstände in durchsichtigen Kisten aufbewahren oder Kisten gut sichtbar beschriften.
Gegenstände der gleichen Kategorien immer zusammen in Kisten, Körben etc. aufbewahren.
Sachen nach Gebrauch möglichst direkt wieder an ihren Ursprungsort zurück räumen.
Es muss nicht immer eine riesige Aufräumaktion sein. Man kann zum Beispiel auch einfach mal mit einer einzigen Küchenschublade anfangen. Das kostet nicht viel Zeit, schafft einen großen Effekt und motiviert für weitere Aufräumaktionen.