„Schon wieder ein Bio-Pic, das in diesen Tagen in die Kinos kommt“, werden viele sagen, aber es ist nicht irgendeine Lebensgeschichte über irgendeinen Musiker, nein – niemandem geringeren als Bob Dylan wurde hier ein filmisches Denkmal gesetzt. Der New Yorker Filmemacher Todd Haynes hat sich mit Einverständnis des Ausnahmemusikers selbst in „I’m not there“ an die Umsetzung seines Lebens gewagt. Herausgekommen ist nach fünf Jahren Arbeit eine höchst eigenwillige und subjektive Annäherung an die Vita Dylan.
Gleich sechs Schauspieler verkörpern den Musiker in den verschiedenen Lebensabschnitten, was die Unfassbarkeit und der Vielschichtigkeit der Figur adäquat zum Ausdruck bringt. Zudem fordert Hayens den Zuschauer mit permanenten Zeitbrüchen, Rückblenden und vor allem viel Fiktion. Jedes Ich des Künstlers wird in einem anderen Ambiente zitiert. In dokumentarisch inszenierten Szenen tritt Christian Bale als der junge Dylan auf, Richard Gere wird in Anspielung auf Dylans Arbeit in „Pat Garrett & Billy the Kid“ in den Wilden Westen verpflanzt, während Cate Blanchet in Dylans Drogen- und Deliriumphase nur in Schwarz-Weiß zu sehen ist. Angereichert mit zahlreichen originalen und Coversongs des Meisters, präsentiert Haynes uns das multidimensionale Portrait einer Persönlichkeit, die sich jeder Festlegung und Eindeutigkeit verweigert und damit nur umso interessanter wird.
Auch wenn sich die Musikgeschmäcker an Bob Dylan scheiden, allein die enorme Komplexität und die spielerische Struktur aus Collage, Pseudo-Dokumentation, naturalistisches Drama, selbstreflexiver Film-im-Film oder überzogener Parodie mit der „I’m not there“ aufwartet, sind ein postmoderner Kinogenuss der Extra-Klasse.
nim
„I’m not there“, USA 2007
Regie: Todd Haynes
Mit: Cate Blanchett, Ben Whishaw, Heath Ledger, Richard Gere, Christian Bale, Marcus Carl Franklin
Ab morgen, 28. Februar, im Kino
www.imnotthere-movie.com