Salvador te recebe com bracos abertos – Salvador empfängt Dich mit offenen Armen – dieser Satz prangt schon am Flughafen auf farbenfrohen Worldcup-Plakaten, und nach der etwas tristen Fortaleza-Erfahrung brauchten wir genau diese Herzlichkeit.
Ich war schon 2001 in Salvador, darum setzte ich bei der Buchung der Unterkunft alles daran, in der Rua Direita Santo Antonio zu wohnen. Sie liegt fußläufig zum historischen Viertel Pelourinho, ist aber weniger touristisch. Dazu bieten die dort ansässigen Pensionen, die hier Pousadas heißen, einen sensationellen Blick über die Bahia Todos os Santos, die große Bucht in der auch der Hafen von Salvador liegt.
Das historische Zentrum ist momentan zu 100% auf Fußball eingestellt, jedes Spiel wird übertragen, die Straßen sind bunt geschmückt, und es gibt Fußballfans aus den verschiedensten Ländern, die hier fast ununterbrochen ein großes Fest feiern. Vor dem Anpfiff des ersten Spiels um 13 Uhr kann man die Zeit aber auch während der WM nutzen, um entspannt durch die Straßen zu schlendern und sich an den bunten Fassaden der Häuser zu erfreuen. Salvador ist unendlich farbenfroh und sehr freundlich, aber auch hier stehen extrem verfallene Häuser neben frisch renovierten, enden gut geteerte Straßen im Schlagloch-Nichts.
Die harsche Kritik an den Verantwortlichen, Brasilien die Fußball-WM austragen zu lassen, ist vor Ort absolut nachvollziehbar: dieses wunderschöne Land hat leider ganz andere Probleme, die man anpacken sollte, bevor Unsummen in den Bau von Stadien gesteckt werden. Hat man sich jedoch wie ich entschieden, zum jetzigen Zeitpunkt in Brasilien zu sein, muss man den Fußball auch mittragen – und das macht ehrlich gesagt ziemlich viel Spaß.
Am Montag war der erste große Tag der Nationalmannschaft: wir waren mit zwei Freunden zum Spiel verabredet, und ich war recht amüsiert über die Nervosität der Männer, die ab 11 Uhr Angst hatten, das Stadion nicht pünktlich zu erreichen – dabei waren es gerade mal 1,5 Kilometer bis zur Arena Fonte Nova. Nach dem 4:0 Ergebnis gegen Portugal war die Stimmung natürlich sensationell, wir liefen mit vielen anderen Fans beschwingt und glücklich in die Stadt zurück, entschieden uns dann aber gegen eine große Party in der Altstadt sondern genossen erst den Sonnenuntergang und dann einen sensationellen Lachs mit Maracuja-Sauce in einem Restaurant mit Blick auf die Bahia Todos os Santos.
Am Dienstag verbrachten wir zunächst viel Zeit damit, durch die Stadt zu laufen, den Markt zu besuchen und uns mit kleinen Geschenken für unsere Mäuse einzudecken, danach fuhren wir in den Vorort Barra, der mit einem sehr schönen Stadtstrand aufwartet. Hier gibt es tolle Pousadas und Restaurants, wer länger nach Salvador reist, sollte sich auf jeden Fall überlegen, hier zu wohnen, da man hier ein größeres Urlaubsgefühl hat. Den ganzen Tag über lag eine große Spannung auf den Brasilianern, schließlich spielte Brasilien gegen Mexico – in Barra gibt es entlang des Strandes ein riesiges Fan Fest, also waren wir quasi gezwungen, uns das Spiel anzusehen. Es ist ja in der Tat erstaunlich entspannend, am Tag ein bis zwei Spiele zu schauen und sich mit seinen Sitznachbarn über Nonsense zu unterhalten – wahrscheinlich lieben die Männer die Fußball WM deshalb so sehr. In Brasilien wird es immer schon um 18 Uhr dunkel, und so sehr ich das Land auch liebe, so zurückhaltend bin ich auch, wenn es darum geht, mich im Dunkeln draußen aufzuhalten. Mag sein, dass ich übervorsichtig bin aber ich versuche einfach, der Gefahr möglichst aus dem Weg zu gehen. So trage ich außer meinem Ehering und meinem kleinen Brasilienanhänger auch keinen Schmuck. Lediglich das Love Bracelet von Cartier hatte ich vor unserer Abreise vergessen: es verschwindet jedoch ziemlich gut unter den Bonfims, den bunten Bändern, die man in Bahia überall bekommt und unter meinen Haargummis.
Sicher fühle ich mich auf einem kleinen Platz zwischen San Antonio und dem Pelourinho, wo ein freundlicher Wirt anständiges Essen serviert und sich selbst an Freundlichkeit übertrifft. Dieser Ort war dann der perfekte Abschluss für eine großartige Zeit in Salvador.
Wenn Ihr Euch wundert, warum ich hier keine Adressen aufschreibe, so liegt es einfach daran, dass der Internetzugang an den meisten Orten, an denen ich schreibe, recht schlecht ist und dass ich ein paar Adressen und Preise noch recherchieren möchte, wenn ich wieder in Deutschland bin.
Dann gibt es ein Goldstück für Salvador und den Norden Brasiliens – versprochen!